Fährtenaufbau
zum Seitenende

faehrte1

Das Duftfeld
 

Mit dem Aufbau der Fährtenarbeit kann bereits im Welpenalter begonnen werden.

Sehr empfehlenswert ist es, zuerst den Welpen (das Gleiche gilt natürlich auch für den erwachsenen Fährten-Anfängerhund) nur Duftfelder ausarbeiten zu lassen. D. h. man nimmt einen Markierungsstock (Fähnchen, Stöckchen etc.) und steckt ihn links neben sich in den Boden. Dann beginnt man ein quadratisches Feld von ca. 80 x 80 cm gleichmässig auszutreten. Dabei sollen die Füsse dicht nebeneinander gesetzt werden, so dass keine Stelle ohne Fusstritt übrig bleibt. Zum/vom Duftfeld hin/weg sollte keine Spur führen; d.h. man geht mit einem grossen Schritt direkt zum Ausgangspunkt, wo man mit dem Duftfeld beginnen möchte.

Ist das Duftfeld getreten, legt man ca. 15 kleine Belohnungshäppchen aus (sehr gut geeignet ist hier halbfeuchtes Futter; z.B. Frolic geviertelt). Achtung: keine Leckerchen dicht am Rand des Feldes auslegen.

Anschliessend verlässt man das Duftfeld wieder mit einem grossen Schritt.

Auf Schuhe mit guter Profilsohle sollte man beim Fährten-Laufen unbedingt Wert legen, um eine optimale Bodenverletzung zu erzeugen.

In diesem Anfangsstadium legt man am besten gleich 2 - 3 weitere Übungsfelder, wobei es sehr wichtig ist, dass diese jeweils mindestens 15 Meter auseinander liegen. Auch der Wind soll beachtet werden, damit der Geruch nicht in Richtung des ersten Duftfeldes getragen wird. Denn das würde den Hund dazu verleiten, mit hoher Nase in den Wind zu schnuppern, was ja keinesfalls erwünscht ist.
In jedem Duftfeld reduziert man die Anzahl der Leckerchen, bis schliesslich im letzten nur noch 4 - 5 Stück liegen. Da diese Duftfelder als Vorbereitung zum Fährten-Abgangsfeld dienen, tritt man die Felder zunehmend kleiner - vom Viereck zum Dreieck.
Nachdem alle Duftfelder gelegt sind, wartet man mindestens 10 Minuten, bis man das Training beginnt.

 

1.duftfeld
Elly's erstes Duftfeld im Alter von 10 Wochen

Jetzt geht's los

Nach der kurzen Pause zieht man dem Hund das Fährtengeschirr an und befestigt die Fährtenleine daran (alternativ kann auch mit dem Halsband gearbeitet werden, ich bin jedoch überzeugt, dass es für den Hund hilfreich ist, von Anfang an an das Geschirr gewöhnt zu werden. Er verknüpft sehr rasch den Zusammenhang Fährtengeschirr - Fährtenarbeit).
Ruhig geht man mit dem Hund zum ersten Abgangsfeld, wo dem Hund gleich der Duft der Leckerchen in die Nase steigen wird, was ihn zum weiter schnüffeln animiert. Ein SUCH-Kommando gibt man zu diesem Zeitpunkt besser noch nicht, sondern erst in dem Moment, wo der Hund das erwünschte Verhalten zeigt - in dem Fall das ruhige Suchen mit tiefer Nase.
Bevor der Hund alle Leckerchen gefunden hat, nimmt man ihn sanft aber bestimmt und mit lobenden Worten aus dem Duftfeld heraus. Da der Hund genau weiss, dass da noch mehr Leckerchen gewesen wären, wird er eine Erwartungshaltung einnehmen und im nächsten Feld wird seine Motivation hoch sein, weiter zu suchen.
Bevor man ihn jedoch das nächste Feld ausarbeiten lässt, sollte man dem Hund eine kurze Ruhepause (z.B. im Auto) gönnen, in der sein Gehirn das Gelernte verarbeiten kann.
Schliesslich werden alle Felder gemäss obigem Beschrieb ausgearbeitet.


Die erste Fährte

Nach der ersten Duftfeld-Trainingseinheit hat der Hund das Suchen positiv verknüpft und man sollte möglichst bald danach damit beginnen, die erste Spur zu legen (spätestens am nächsten Tag).

Wie gewohnt legt man ein Duftfeld - sprich das Abgangsfeld der Fährte - das jetzt jedoch dreieckig ist - eine Spitze zeigt in die Richtung in die man die Fährte gehen wird. In das Abgangsfeld legt man ca. 3 Leckerchen und geht dann Fuss vor Fuss setzend los. In jeden Schritt wird ein Leckerchen gelegt. Ganz wichtig ist dabei, dass das Leckerchen wirklich im Fussabdruck zu liegen kommt und nicht daneben. Darauf sollte man ganz pingelig genau achten. Nur so lernt der Hund, dass es sich lohnt, ausschliesslich den Fusstritten zu folgen (weil's nur dort Leckerchen gibt).
Man geht gleich von Anfang an eine recht lange Fährte - mindestens 50 Schritte. Das Legen so einer Fährte bedeutet ein rechte Anstrengung und dauert ziemlich lange (weil man ja in jeden Tritt ein Leckerchen legen muss), doch die Zeit sollte man sich nehmen - es lohnt sich.

Nachdem die Fährte gelegt ist, wartet man mindestens 10 Minuten, bis man den Hund wieder, wie bei den Duftfeldern beschrieben, ruhig an den Fährtenabgang führt. Auch hier gibt man ihm vorerst kein SUCH-Kommando, sondern wartet darauf, bis der Hund das gewünschte Verhalten (ruhiges Suchen mit tiefer Nase) zeigt.
Wichtig beim Ausarbeiten der ersten Trainingsfährten ist, den Hund VOR dem Erreichen des Fährtenendes von der Fährte zu nehmen. Dies macht man wieder, wie vorgängig erwähnt, indem man ihn bestimmt aber freundlich und unter lobenden Worten am Halsband oder Brustgeschirr fasst und von der Fährte weg führt. Das hält die Erwartungshaltung und Motivation für die nächste Fährte hoch.
Es ist nicht ganz einfach, den richtigen Zeitpunkt für das Beenden der Fährte zu "erwischen". Man sollte den Hund genau beobachten und ihn unbedingt von der Fährte nehmen, solange sein Suchtrieb noch vorhanden ist und bevor die Konzentration nachlässt. Fährtenarbeit ist eine für den Hund sehr anstrengende Kopfarbeit - das sollte man unbedingt beachten um den Hund keinesfalls zu überfordern.

Im Fährtenaufbau sollte man darauf achten, den Hund möglichst bald wieder eine Fährte ausarbeiten zu lassen. Auch Duftfelder können immer wieder geübt werden - auch vor dem effektiven Ausarbeiten der Fährte; damit sich der Hund auf das jeweilige Gelände einstellen kann.

Fährten ist eine ausgesprochene "Fleissarbeit" - der Hund benötigt mindestens 100 Trainingseinheiten bis man sagen kann dass er wenigstens einigermassen sicher fährten kann.

Achtung: Am Anfang ist es wichtig, dass der Fährtenverlauf möglichst mit der Windrichtung erfolgt. Kommt der Wind von vorne, besteht die Gefahr, dass der Hund mit hoher Nase in den Wind schnuppert, weil ihm der gesamte Fährtengeruch von vorne zu sehr zugetragen wird. Beim Seitenwind wird der Geruch seitlich von der Fährte geweht, was den Hund veranlassen könnte, nicht mehr spurtreu, den Fusstritten zu folgen.


Das langsame Ausarbeiten der Fährte und Ruhe bewahren

Viele Hunde beginnen, sobald sie kapiert haben, worum es bei der Fährtenarbeit geht, ihr Suchtempo zu steigern um möglichst schnell vorwärts zu kommen. Ruhiges und konzentriertes Suchen mit tiefer Nase an lockerer Leine ist aber erwünscht und nicht das unkontrollierte Vorwärts-Stürmen, das man oft sieht. Daher ist es wichtig, stehen zu bleiben, sobald der Hund zieht. Anfänglich wird ihm das nicht gefallen und es wird eine Weile dauern, bis der Hund verstanden hat, dass es nur weiter geht, wenn er langsam sucht (genau wie wir das von der Leinenführigkeit kennen). Geduld ist angesagt und Ruhe bewahren. Sprechen sollte man mit dem Hund nicht - ausser ein freundliches SUCH-Kommando, sobald der Hund das gewünschte, ruhige Suchverhalten zeigt.

Leinenrucke, Schimpfen und sich ärgern sind absolut tabu und sind höchstens kontraproduktiv. Wenn man keine Geduld aufbringen kann, sollte man an diesem Tag auf ein Training verzichten.
Ich halte mich immer an den Leitsatz von Dorothée Schneider und Armin Hölzle (Fährtentraining für Hunde - Kosmos Verlag): "Behalte immer ein Lächeln auf dem Gesicht!"

Achtung: Es ist von grösster Wichtigkeit, dass man den Fährtenverlauf GENAU kennt, damit man den Hund nicht zurück hält oder korrigiert, nur weil man glaubt, er sei nicht mehr auf der richtigen Spur! Im Zweifelsfall IMMER dem Hund glauben - seine Nase ist unzählige Male besser als unsere!

 

faehrte1
Im Zweifelsfall immer dem Hund vertrauen!


Winkel einbauen

Zeigt der Hund ein gutes Suchverhalten, kann man damit beginnen, Winkel einzubauen. Zuvor kann man bereits Wellen-Linien laufen - d.h. die Fährte muss nicht immer schnurgerade sein. Unterschiedliche Fährtenverläufe sind für den Hund interessanter und man erkennt sofort, ob er auch wirklich exakt dem Verlauf folgt oder ob er ein "Blender" ist und einfach geradeaus geht, weil er es so gewohnt ist.

Schliesslich beginnt man damit, einen Winkel als Bogen zu laufen - also noch keinen "scharfen" rechten Winkel. Man setzt dabei einen Fuss dicht vor den anderen.
Mit zunehmender Sicherheit des Hundes verändert man das Winkel-Laufen allmählich vom Bogen zum rechen Winkel. Geübt werden müssen selbstverständlich sowohl Winkel nach rechts als auch nach links.

Anfänglich kann der Winkel noch durchgehend mit Leckerchen ausgelegt werden. Das sollte man jedoch nicht zu lange machen, damit der Hund lernt, die Winkel selbständig auszuarbeiten. Legt man die Winkel zu lange mit Leckerchen aus, läuft man Gefahr, dass der Hund einen Winkel nur noch annimmt; resp. als solchen erkennt, wenn er die Leckerchen-Hilfe bekommt.

Das korrekte Winkel-Laufen (so sollen die Fährten an der Prüfung gelaufen werden)

Rechter Winkel nach links und nach rechts (BH 1 - 3)


rechter_winkel


Spitzwinkel nach links und nach rechts (BH3)

spitzwinkel


Gegenstände verweisen

Parallel zum Fährtenaufbau sollte man damit beginnen, das Verweisen der Fährten-gegenstände zu üben. Alternativ hat man auch die Möglichkeit, den Hund die Gegenstände bringen zu lassen. Ich werde hier aber nur auf die Verweis-Methode eingehen.

Ich empfehle, das Verweisen mit dem Clicker aufzubauen. Auf Informationen über das Konditionieren auf den Clicker verzichte ich an dieser Stelle. Hierzu gibt es genügend Literatur, die sich mit diesem Thema beschäftigt.

Die Fährtengegenstände sollen laut PO (Prüfungsordnung) folgende Masse aufweisen:
Durchmesser oder Breite 2 bis 3 cm, Länge 8 bis 10 cm. Sie sollen nicht von auffälliger Farbe sein und schwer genug, damit sie nicht vom Wind verweht werden können. Holz, Teppich, Leder, Kunstleder etc. sind so genannte "weiche Gegenstände".
 Metall wird auf den BH-Fährten nicht verwendet.

Für den Anfang empfehle ich, mit nur einem Gegenstand zu arbeiten (z.B. Holz). Man nimmt den Gegenstand in die Hand und macht ihn für den Hund interessant. Ein Hund, der den Clicker bereits kennt weiss, dass er einfach ausprobieren soll, welches Verhalten von ihm erwartet wird; denn nur das erwünschte Verhalten bringt ihm einen Click und somit eine Belohnung. Man zeigt dem Hund also den Gegenstand und beobachtet, was er tut.

Bei einem Hund, der sich gar nicht für den Gegenstand interessiert, kann schon ein Blick in die richtige Richtung bestätigt werden. Ansonsten kann man z.B. das Beschnuppern oder Berühren des Gegenstands mit der Schnauze clickern (C & B = Click und Belohnung).

Das wiederholt man mehrfach und hält den Gegenstand immer etwas tiefer, so dass der Hund seine Nase immer mehr Richtung Boden bewegen muss. Dabei sollte jede noch so kleine Bewegung in die richtige Richtung geclickt werden. Je mehr Clicks pro Minute man geben kann, desto besser (so alle paar Sekunden ein Click ist ideal).

Wichtig: Nach JEDEM Click bekommt der Hund eine Futterbelohnung - ohne Ausnahme!


                      Konzentration auf den Gegenstand                                               Mit der Nase berühren: Click und Belohnung!

Langsam führt man den Gegenstand immer etwas weiter Richtung Boden und clickt sofort, sobald der Hund sich auch nur wenig mit dem Körper nach unten bewegt. Ein sehr gutes Auge ist hier gefragt, um auch den kleinsten Fortschritt zu erkennen und entsprechend zu belohnen.
Meistens verstehen die Hunde sehr schnell, was von ihnen gewünscht wird und legen sich bald ins Platz.
 

Wenn der Hund diese Aufgabe beherrscht, kann man den Gegenstand irgendwo auf den Boden legen und er wird sehr schnell hin laufen und an ihm schnuppern oder - je nach Hund - sich vielleicht sogar direkt ins Platz legen.

Dieses Verhalten clickt und belohnt man sofort. Hat sich der Hund noch nicht ins Platz gelegt, folgt beim nächsten Versuch, wo er nur am Gegenstand schnuppert ohne sich hin zu legen, KEIN Click mehr. Vermutlich wird der Hund seinen Menschen erstaunt anschauen und dann wahrscheinlich verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren um an seinen Click und die Belohnung zu kommen.

  Vorstufe zum selbständigen Platz!

Wichtig ist es hier, alle Verhaltensweisen zu ignorieren, ausser jene, die eine Tendez Richtung Platz andeuten. Dieses Platz-Andeuten wird sofort geclickt und der Hund wird schnell begreifen, dass die Platzposition gefragt ist.
Sobald sich der Hund spontan und rasch ins Platz legt, folgt ein Click und eine sehr grosszügige Futterbelohnung.
Diese Übung sollte man an mehreren Tagen hintereinander wiederholen, bis das gewünschte Verhalten perfekt "sitzt". Schliesslich kann man auch damit beginnen, mit Gegenständen aus anderen Materialien zu üben.

Diese ersten Trainingseinheiten finden alle in ruhiger Umgebung ohne Ablenkung statt. Erst nachdem der Hund die Arbeit dort beherrscht, geht man z.B. auf eine Wiese, wo Ablenkungen vorkommen.
Erst wenn der Hund den Gegenstand auch unter Ablenkung korrekt verweist, kann man anfangen, das Verweisen in die Fährtenarbeit einzubauen.
 

  Korrektes Verweisen im Platz:
  Der Gegenstand befindet sich genau
  zwischen den Vorderpfoten und der
  Hund liegt in Sphinx-Stellung!


Fährtensuche und Gegenstandsanzeige verbinden

Nun sollte man meinen, dass der Hund, der bereits das korrekte Fährtensuchen und unabhängig davon das Verweisen der Gegenstände erlernt hat, diese beiden Arbeiten problemlos miteinander verknüpfen kann. Leider ist dies jedoch selten der Fall.
Der Hund gerät zwangsläufig in einen Konflikt, da der Fährtenleitgeruch ihm praktisch signalisiert, dem Geruch zu folgen, während dem das Auftauchen eines Gegenstandes für den Hund "Platz" bedeutet.
Meine Australian Shepherd-Hündin Elly ist das beste Beispiel für diese Schwierigkeit. Sie hat bereits als Welpe innerhalb weniger Trainingseinheiten das korrekte Verweisen gelernt und absolut zuverlässig ausgeführt - überall! Doch sobald ich die Gegenstände auf die Fährte gelegt habe, wusste sie nichts mehr mit den Gegenständen anzufangen - und das während langer Zeit. Bis ich schliesslich im Buch "Fährtentraining für Hunde" von Armin Hölzle und Dorothee Schneider die Lösung für das Problem gefunden habe.
Am Besten legt man den ersten Gegenstand direkt in das Abgangsfeld. So muss der Hund abliegen, bevor er die Sucharbeit überhaupt aufgenommen hat. Erst wenn er diesen ersten Gegenstand verwiesen hat, kann die Suche los gehen.
Man sollte ruhig gleich mehrere Gegenstände auf die Fährte legen; so 6 - 7 Stück sind ideal. Nachdem der Hund also den ersten Gegenstand verwiesen hat, wird er bald auf den nächsten treffen und möglicherweise nicht wissen, was er damit anfangen soll. Wichtig ist es, dass der Hundeführer genau weiss, WO jeweils der nächste Gegenstand liegt, damit die Gegenstände keinesfalls überlaufen werden. Legt sich der Hund nicht spontan ins Platz, wartet man ruhig und freundlich und beobachtet, wie der Hund das "Problem" zu lösen versucht.
Manche Hunde werden aufgeregt, beginnen vielleicht zu bellen, Gras zu fressen, zum Hundeführer zurück zu laufen oder sie ziehen massiv vorwärts. Der Hundeführer sollte alle diese Lösungsansätze ignorieren - dabei aber stets freundlich und geduldig bleiben.
Auf keinen Fall geht es weiter, solange der Hund den Gegenstand nicht wenigstens ansatzweise verwiesen hat. Dabei genügt es schon, wenn der Hund nur ganz kurz (z.B. eine halbe Sekunde) Platz macht. Sofort erfolgt ein Click und der Hund darf zur Belohnung weiter suchen. Schon bald wird er auf das nächste Futterstückchen stossen.
So lernt der Hund, dass er erst weiter suchen darf, wenn er den Gegenstand verwiesen hat.

Achtung: Einige Meter vor und nach dem Gegenstand soll KEIN Futter liegen; das würde den Hund nur vom Verweisen des Gegenstandes ablenken!!

Bei den folgenden Gegenständen wird sich das "Spiel" vermutlich wiederholen und der Hundeführer bleibt genau so geduldig wie bisher. Aufgrund der vorgängig gemachten Erfahrungen wird der Hund mit grösster Wahrscheinlichkeit den Gegenstand bereits schneller verweisen. Sofort folgt ein Click und eine grosszügige Belohnung.

Bei jedem Gegenstand zögert man die Zeit bis zum Click etwas hinaus und macht einige Schritte auf den Hund zu, denn der Hund soll ja in Zukunft liegen bleiben, bis man den Gegenstand aufgehoben und (an einer Prüfung) für den Prüfungsrichter in die Höhe gehalten hat. Mehrere Trainingsfährten dieser Art werden nötig sein, bis der Hund wirklich verstanden hat, dass er nicht darum herum kommt, die Gegenstände zu verweisen.
 

Korrektes Verweisen: Elly wartet im Platz auf ihre Belohnung!


Warten im Platz

Nach dem Aufheben des Gegenstandes soll der Hund ruhig liegen bleiben, bis der Hundeführer die Leine wieder aufgenommen und das Such-Kommando gegeben hat. Hilfreich ist dabei, dem Hund mehrere kleine Leckerchenkrümel auf den Boden zu legen, während dem man den Gegenstand aufnimmt. So ist der Hund abgelenkt und man kann die Leine in die Hand nehmen und schliesslich den Hund zum Weitersuchen auffordern.

Fremdfährten

Im BH 2 und BH 3 werden die Fährten durch Fährtenläufer gelaufen. Das bedeutet, dass man bald damit beginnen sollte, den Hund hin und wieder eine Fremdfährte ausarbeiten zu lassen.
Besonders wichtig ist dabei, dass man das Laufen der Fährte nur jemandem mit Erfahrung anvertraut. Denn es ist sehr wichtig, dass der Fährtenläufer den Fährtenverlauf genau kennt und absolut zuverlässig weiss, wo die Winkel und die Gegenstände liegen.
Als Hundeführer muss man sich 100% darauf verlassen können. Ist man sich nicht sicher und der Hund geht anders als der Fährtenläufer angibt, wo die Fährte lang geht, dann vertraut man dem Hund und korrigiert ihn nicht!


Fährten ist eine ausgesprochene Fleissarbeit

Regelmässiges Fährtentrainig - möglichst mehrmals pro Woche - in unterschiedlichem Gelände - ermöglicht dem Hund, die nötigen Erfahrungen zu sammeln, die ihm schliesslich die Sicherheit geben, Fährten unter den unterschiedlichsten Bedingungen zuverlässig und korrekt auszuarbeiten. Ausserdem macht den meisten Hunden die Fährtenarbeit grossen Spass. Es ist also für alle Hunde eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit - auch wenn man keine Prüfungsambitionen hat.


Futterabbau

Im weiteren Fährtentraining wird bald einmal das Thema "Futterabbau" auftauchen. Hier ist es wichtig, nicht von einem Tag auf den anderen die Futterbelohnungen einfach weg zu lassen, sondern diese schrittweise abzubauen. Konkret bedeutet das, dass man das Futter in unregelmässigen Abständen legt. Mal alle 2 - 3 Schritte ein Futterstückchen, dann lässt man mal 10 Schritte aus, legt dann wieder etwas nach 5 Schritten etc. Niemals soll das Futter nach einem bestimmten Schema ausgelegt werden, damit der Hund nie weiss, wann das nächste Leckerchen kommt und dadurch gründlicher sucht. Wenn der Hund eine Strecke von 10 "Leckerchen-freien" Schritten problemlos meistert, kann man die futterlosen Strecken nach und nach verlängern. Dabei aber auch immer wieder Strecken mit viel Futter einbauen.

Wichtig ist es auch, ab und zu mal das Futter am Fährtenabgang weg zu lassen und dafür nach einigen Schritten ein Futterstückchen zu legen. Bei der nächsten Fährte legt man dann wieder Futter in das Abgangsfeld. Da an der Prüfung kein Futter liegt, besteht die Gefahr, dass der Hund nach einigen Prüfungen realisiert: kein Futter am Abgang = kein Futter auf der ganzen Fährte = es lohnt sich nicht der Spur zu folgen! Darum gilt es auch hier, mit dem Futter stark zu variieren. Schafft es der Hund, eine längere Strecke ohne Futter zu bewältigen, legt man mal bewusst am Abgang nichts und das erste Leckerchen kommt erst nach einer recht langen Strecke - bei fortgeschritteneren Hunden sogar erst gegen Ende der Fährte. So lernt der Hund, dass es sich in jedem Fall lohnt, der Spur zu folgen - denn irgendwann kommt die Belohnung mit Sicherheit!

Einige Zeit vor einer geplanten Prüfung sollte man den Hund EINMAL EINE Fährte ganz ohne Futter ausarbeiten lassen. Das bedingt natürlich, dass der Hund bereits ein sehr gutes Suchverhalten zeigt und auch längere futterlose Strecken gut beherrscht.

Es gibt immer wieder Theorien, dass der Hund IMMER Futter auf den Trainingsfährten hat und dann einfach EIN EINZIGES Mal an der Prüfung kein Futter vorfindet. Ich persönlich bin da ganz anderer Meinung. Ich finde es sehr wichtig, dass der Hund VOR einer Prüfung einmal mit dieser Situation konfrontiert wurde und man sieht, wie er auf die futterlose Fährte reagiert. Gleich im Anschluss an die Fährte ohne Futter, empfehle ich, den Hund eine Fährte mit viel Futter ausarbeiten zu lassen, damit er gleich wieder die bekannte Bestätigung bekommt. Ich lege in dieser Situation gleich von Anfang an 2 Fährten (1 x ohne Futter, 1 x mit Futter), die wir dann nacheinander absolvieren. Generell gibt es bis in die oberste Klasse immer Futter auf der Fährte - eben mit Ausnahme der Prüfungs-Trainings-Fährte.


Was tun, wenn Probleme auftauchen?

Jeder Hundeführer kennt das: da hat man seinen Hund nach bestem Wissen und Gewissen und unter Berücksichtigung der neusten kynologischen Erkenntnisse aufgebaut und trotzdem tritt plötzlich irgendwo ein Problem auf. Beim Fährten z.B. wie schon erwähnt, beim Verweisen, oder beim Ausarbeiten der Winkel etc. Die Möglichkeiten und Ursachen sind sehr vielfältig und man könnte wohl ein ganzes Buch darüber schreiben.

Das haben Armin Hölzle und Dorothee Schneider getan und ich kann allen Fährteninteressierten dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Darin findet sich auf (fast) jedes Problem eine Antwort.

 

 Kosmos Verlag
 ISBN-13: 978-.-440-10132-2
 ISBN-10: 3-440-10132-0

 Autoren:
 Dorothee Schneider
 Armin Hölzle

 Euro 12.90 bei Amazon.de

 

Ich hoffe, dass diese Fährtentrainings-Anleitung hilfreich ist und würde mich über Feedbacks sehr freuen. Gerne nehme ich auch Anregungen entgegen und bin offen für konstruktive Kritik. Mit dem Begriff „Hundeführer“ in meiner Anleitung sind selbstverständlich nicht nur die Herren, sondern genauso die „HundeführerINNEN“ gemeint – ganz klar!

Copyright

JA

Der gesamte Text wurde von mir persönlich verfasst, mit dem Ziel, anderen Hundesportlern beim Fährtentraining eine Hilfestellung zu geben. Gerne können diese Informationen für private Trainings verwendet werden und ich würde mich über Rückmeldungen, ob die Ausführungen hilfreich waren, sehr freuen.

 

STOP

Es ist jedoch nicht gestattet, die Texte oder Bilder zu vervielfältigen und als Kursunterlagen bei Fährtenkursen oder durch Trainer in Hundeschulen zu verwenden und/oder an Kursteilnehmer abzugeben. Bitte fragen Sie mich in diesem Fall an damit wir uns über die von Ihnen gewünschte Verwendung unterhalten können.

nach oben