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Fährtenaufbau | |||||||||||||||||||||
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Das Duftfeld |
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Mit dem Aufbau der Fährtenarbeit kann bereits im Welpenalter begonnen werden. Sehr empfehlenswert ist es, zuerst den Welpen (das Gleiche gilt natürlich auch für den erwachsenen Fährten-Anfängerhund) nur Duftfelder ausarbeiten zu lassen. D. h. man nimmt einen Markierungsstock (Fähnchen, Stöckchen etc.) und steckt ihn links neben sich in den Boden. Dann beginnt man ein quadratisches Feld von ca. 80 x 80 cm gleichmässig auszutreten. Dabei sollen die Füsse dicht nebeneinander gesetzt werden, so dass keine Stelle ohne Fusstritt übrig bleibt. Zum/vom Duftfeld hin/weg sollte keine Spur führen; d.h. man geht mit einem grossen Schritt direkt zum Ausgangspunkt, wo man mit dem Duftfeld beginnen möchte. Ist das Duftfeld getreten, legt man ca. 15 kleine Belohnungshäppchen aus (sehr gut geeignet ist hier halbfeuchtes Futter; z.B. Frolic geviertelt). Achtung: keine Leckerchen dicht am Rand des Feldes auslegen. Anschliessend verlässt man das Duftfeld wieder mit einem grossen Schritt. Auf Schuhe mit guter Profilsohle sollte man beim Fährten-Laufen unbedingt Wert legen, um eine optimale Bodenverletzung zu erzeugen.
In diesem Anfangsstadium legt man
am besten gleich 2 - 3 weitere Übungsfelder, wobei es sehr wichtig ist,
dass diese jeweils mindestens 15 Meter auseinander liegen. Auch der Wind
soll beachtet werden, damit der Geruch nicht in Richtung des ersten
Duftfeldes getragen wird. Denn das würde den Hund dazu verleiten, mit
hoher Nase in den Wind zu schnuppern, was ja keinesfalls erwünscht ist.
Jetzt geht's los
Nach der kurzen Pause zieht man
dem Hund das Fährtengeschirr an und befestigt die Fährtenleine daran
(alternativ kann auch mit dem Halsband gearbeitet werden, ich bin jedoch
überzeugt, dass es für den Hund hilfreich ist, von Anfang an an das
Geschirr gewöhnt zu werden. Er verknüpft sehr rasch den Zusammenhang
Fährtengeschirr - Fährtenarbeit).
Wie gewohnt legt man ein Duftfeld
- sprich das Abgangsfeld der Fährte - das jetzt jedoch dreieckig ist -
eine Spitze zeigt in die Richtung in die man die Fährte gehen wird. In
das Abgangsfeld legt man ca. 3 Leckerchen und geht dann Fuss vor Fuss
setzend los. In jeden Schritt wird ein Leckerchen gelegt. Ganz wichtig
ist dabei, dass das Leckerchen wirklich im Fussabdruck zu liegen kommt
und nicht daneben. Darauf sollte man ganz pingelig genau achten. Nur so
lernt der Hund, dass es sich lohnt, ausschliesslich den Fusstritten zu
folgen (weil's nur dort Leckerchen gibt). Im Fährtenaufbau sollte man darauf achten, den Hund möglichst bald wieder eine Fährte ausarbeiten zu lassen. Auch Duftfelder können immer wieder geübt werden - auch vor dem effektiven Ausarbeiten der Fährte; damit sich der Hund auf das jeweilige Gelände einstellen kann. Fährten ist eine ausgesprochene "Fleissarbeit" - der Hund benötigt mindestens 100 Trainingseinheiten bis man sagen kann dass er wenigstens einigermassen sicher fährten kann. Achtung: Am Anfang ist es wichtig, dass der Fährtenverlauf möglichst mit der Windrichtung erfolgt. Kommt der Wind von vorne, besteht die Gefahr, dass der Hund mit hoher Nase in den Wind schnuppert, weil ihm der gesamte Fährtengeruch von vorne zu sehr zugetragen wird. Beim Seitenwind wird der Geruch seitlich von der Fährte geweht, was den Hund veranlassen könnte, nicht mehr spurtreu, den Fusstritten zu folgen.
Viele Hunde beginnen, sobald sie kapiert haben, worum es bei der Fährtenarbeit geht, ihr Suchtempo zu steigern um möglichst schnell vorwärts zu kommen. Ruhiges und konzentriertes Suchen mit tiefer Nase an lockerer Leine ist aber erwünscht und nicht das unkontrollierte Vorwärts-Stürmen, das man oft sieht. Daher ist es wichtig, stehen zu bleiben, sobald der Hund zieht. Anfänglich wird ihm das nicht gefallen und es wird eine Weile dauern, bis der Hund verstanden hat, dass es nur weiter geht, wenn er langsam sucht (genau wie wir das von der Leinenführigkeit kennen). Geduld ist angesagt und Ruhe bewahren. Sprechen sollte man mit dem Hund nicht - ausser ein freundliches SUCH-Kommando, sobald der Hund das gewünschte, ruhige Suchverhalten zeigt.
Leinenrucke, Schimpfen und sich ärgern sind absolut tabu und sind
höchstens kontraproduktiv. Wenn man keine Geduld aufbringen kann, sollte
man an diesem Tag auf ein Training verzichten. Achtung: Es ist von grösster Wichtigkeit, dass man den Fährtenverlauf GENAU kennt, damit man den Hund nicht zurück hält oder korrigiert, nur weil man glaubt, er sei nicht mehr auf der richtigen Spur! Im Zweifelsfall IMMER dem Hund glauben - seine Nase ist unzählige Male besser als unsere!
Schliesslich beginnt man damit,
einen Winkel als Bogen zu laufen - also noch keinen "scharfen" rechten
Winkel. Man setzt dabei einen Fuss dicht vor den anderen. Anfänglich kann der Winkel noch durchgehend mit Leckerchen ausgelegt werden. Das sollte man jedoch nicht zu lange machen, damit der Hund lernt, die Winkel selbständig auszuarbeiten. Legt man die Winkel zu lange mit Leckerchen aus, läuft man Gefahr, dass der Hund einen Winkel nur noch annimmt; resp. als solchen erkennt, wenn er die Leckerchen-Hilfe bekommt.
Das korrekte Winkel-Laufen
(so sollen die Fährten an der Prüfung gelaufen werden)
Parallel zum Fährtenaufbau sollte man damit beginnen, das Verweisen der Fährten-gegenstände zu üben. Alternativ hat man auch die Möglichkeit, den Hund die Gegenstände bringen zu lassen. Ich werde hier aber nur auf die Verweis-Methode eingehen. Ich empfehle, das Verweisen mit dem Clicker aufzubauen. Auf Informationen über das Konditionieren auf den Clicker verzichte ich an dieser Stelle. Hierzu gibt es genügend Literatur, die sich mit diesem Thema beschäftigt.
Die Fährtengegenstände sollen laut PO
(Prüfungsordnung) folgende Masse aufweisen: Für den Anfang empfehle ich, mit nur einem Gegenstand zu arbeiten (z.B. Holz). Man nimmt den Gegenstand in die Hand und macht ihn für den Hund interessant. Ein Hund, der den Clicker bereits kennt weiss, dass er einfach ausprobieren soll, welches Verhalten von ihm erwartet wird; denn nur das erwünschte Verhalten bringt ihm einen Click und somit eine Belohnung. Man zeigt dem Hund also den Gegenstand und beobachtet, was er tut. Bei einem Hund, der sich gar nicht für den Gegenstand interessiert, kann schon ein Blick in die richtige Richtung bestätigt werden. Ansonsten kann man z.B. das Beschnuppern oder Berühren des Gegenstands mit der Schnauze clickern (C & B = Click und Belohnung). Das wiederholt man mehrfach und hält den Gegenstand immer etwas tiefer, so dass der Hund seine Nase immer mehr Richtung Boden bewegen muss. Dabei sollte jede noch so kleine Bewegung in die richtige Richtung geclickt werden. Je mehr Clicks pro Minute man geben kann, desto besser (so alle paar Sekunden ein Click ist ideal). Wichtig: Nach JEDEM Click bekommt der Hund eine
Futterbelohnung - ohne Ausnahme!
Konzentration auf den Gegenstand
Mit der Nase berühren: Click und Belohnung!
Wichtig ist es hier, alle Verhaltensweisen zu ignorieren, ausser jene,
die eine Tendez Richtung Platz andeuten. Dieses Platz-Andeuten wird
sofort geclickt und der Hund wird schnell begreifen, dass die
Platzposition gefragt ist.
Diese ersten Trainingseinheiten finden alle in ruhiger Umgebung ohne
Ablenkung statt. Erst nachdem der Hund die Arbeit dort beherrscht, geht
man z.B. auf eine Wiese, wo Ablenkungen vorkommen.
Nun
sollte man meinen, dass der Hund, der bereits das korrekte Fährtensuchen
und unabhängig davon das Verweisen der Gegenstände erlernt hat, diese
beiden Arbeiten problemlos miteinander verknüpfen kann. Leider ist dies
jedoch selten der Fall. Achtung: Einige Meter vor und nach dem Gegenstand soll KEIN Futter liegen; das würde den Hund nur vom Verweisen des Gegenstandes ablenken!! Bei den folgenden Gegenständen wird sich das "Spiel" vermutlich wiederholen und der Hundeführer bleibt genau so geduldig wie bisher. Aufgrund der vorgängig gemachten Erfahrungen wird der Hund mit grösster Wahrscheinlichkeit den Gegenstand bereits schneller verweisen. Sofort folgt ein Click und eine grosszügige Belohnung. Bei
jedem Gegenstand zögert man die Zeit bis zum Click etwas hinaus und
macht einige Schritte auf den Hund zu, denn der Hund soll ja in Zukunft
liegen bleiben, bis man den Gegenstand aufgehoben und (an einer Prüfung)
für den Prüfungsrichter in die Höhe gehalten hat. Mehrere
Trainingsfährten dieser Art werden nötig sein, bis der Hund wirklich
verstanden hat, dass er nicht
darum herum kommt, die Gegenstände zu verweisen.
Korrektes Verweisen: Elly wartet im Platz auf ihre Belohnung!
Nach dem Aufheben des Gegenstandes soll der Hund ruhig liegen bleiben,
bis der Hundeführer die Leine wieder aufgenommen und das Such-Kommando
gegeben hat. Hilfreich ist dabei, dem Hund mehrere kleine
Leckerchenkrümel auf den Boden zu legen, während dem man den Gegenstand
aufnimmt. So ist der Hund abgelenkt und man kann die Leine in die Hand
nehmen und schliesslich den Hund zum Weitersuchen auffordern. Fremdfährten Im
BH 2 und BH 3 werden die Fährten durch Fährtenläufer gelaufen. Das
bedeutet, dass man bald damit beginnen sollte, den Hund hin und wieder
eine Fremdfährte ausarbeiten zu lassen.
Regelmässiges Fährtentrainig - möglichst mehrmals pro Woche - in unterschiedlichem Gelände - ermöglicht dem Hund, die nötigen Erfahrungen zu sammeln, die ihm schliesslich die Sicherheit geben, Fährten unter den unterschiedlichsten Bedingungen zuverlässig und korrekt auszuarbeiten. Ausserdem macht den meisten Hunden die Fährtenarbeit grossen Spass. Es ist also für alle Hunde eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit - auch wenn man keine Prüfungsambitionen hat.
Im weiteren Fährtentraining wird bald einmal das Thema "Futterabbau" auftauchen. Hier ist es wichtig, nicht von einem Tag auf den anderen die Futterbelohnungen einfach weg zu lassen, sondern diese schrittweise abzubauen. Konkret bedeutet das, dass man das Futter in unregelmässigen Abständen legt. Mal alle 2 - 3 Schritte ein Futterstückchen, dann lässt man mal 10 Schritte aus, legt dann wieder etwas nach 5 Schritten etc. Niemals soll das Futter nach einem bestimmten Schema ausgelegt werden, damit der Hund nie weiss, wann das nächste Leckerchen kommt und dadurch gründlicher sucht. Wenn der Hund eine Strecke von 10 "Leckerchen-freien" Schritten problemlos meistert, kann man die futterlosen Strecken nach und nach verlängern. Dabei aber auch immer wieder Strecken mit viel Futter einbauen. Wichtig ist es auch, ab und zu mal das Futter am Fährtenabgang weg zu lassen und dafür nach einigen Schritten ein Futterstückchen zu legen. Bei der nächsten Fährte legt man dann wieder Futter in das Abgangsfeld. Da an der Prüfung kein Futter liegt, besteht die Gefahr, dass der Hund nach einigen Prüfungen realisiert: kein Futter am Abgang = kein Futter auf der ganzen Fährte = es lohnt sich nicht der Spur zu folgen! Darum gilt es auch hier, mit dem Futter stark zu variieren. Schafft es der Hund, eine längere Strecke ohne Futter zu bewältigen, legt man mal bewusst am Abgang nichts und das erste Leckerchen kommt erst nach einer recht langen Strecke - bei fortgeschritteneren Hunden sogar erst gegen Ende der Fährte. So lernt der Hund, dass es sich in jedem Fall lohnt, der Spur zu folgen - denn irgendwann kommt die Belohnung mit Sicherheit! Einige Zeit vor einer geplanten Prüfung sollte man den Hund EINMAL EINE Fährte ganz ohne Futter ausarbeiten lassen. Das bedingt natürlich, dass der Hund bereits ein sehr gutes Suchverhalten zeigt und auch längere futterlose Strecken gut beherrscht. Es gibt immer wieder Theorien, dass der Hund IMMER Futter auf den Trainingsfährten hat und dann einfach EIN EINZIGES Mal an der Prüfung kein Futter vorfindet. Ich persönlich bin da ganz anderer Meinung. Ich finde es sehr wichtig, dass der Hund VOR einer Prüfung einmal mit dieser Situation konfrontiert wurde und man sieht, wie er auf die futterlose Fährte reagiert. Gleich im Anschluss an die Fährte ohne Futter, empfehle ich, den Hund eine Fährte mit viel Futter ausarbeiten zu lassen, damit er gleich wieder die bekannte Bestätigung bekommt. Ich lege in dieser Situation gleich von Anfang an 2 Fährten (1 x ohne Futter, 1 x mit Futter), die wir dann nacheinander absolvieren. Generell gibt es bis in die oberste Klasse immer Futter auf der Fährte - eben mit Ausnahme der Prüfungs-Trainings-Fährte.
Jeder Hundeführer kennt das: da hat man seinen Hund nach bestem Wissen und Gewissen und unter Berücksichtigung der neusten kynologischen Erkenntnisse aufgebaut und trotzdem tritt plötzlich irgendwo ein Problem auf. Beim Fährten z.B. wie schon erwähnt, beim Verweisen, oder beim Ausarbeiten der Winkel etc. Die Möglichkeiten und Ursachen sind sehr vielfältig und man könnte wohl ein ganzes Buch darüber schreiben. Das haben Armin Hölzle und Dorothee Schneider getan und ich kann allen Fährteninteressierten dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Darin findet sich auf (fast) jedes Problem eine Antwort.
Ich hoffe, dass diese Fährtentrainings-Anleitung hilfreich ist und würde mich über Feedbacks sehr freuen. Gerne nehme ich auch Anregungen entgegen und bin offen für konstruktive Kritik. Mit dem Begriff „Hundeführer“ in meiner Anleitung sind selbstverständlich nicht nur die Herren, sondern genauso die „HundeführerINNEN“ gemeint – ganz klar! Copyright
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